In dem Lehr- und Arbeitsbuch für den Geschichtsunterricht
SPIEGEL DER ZEITEN Ausgabe
B Band 4 Seite 43 Verlag Moritz Diesterweg
(Frankfurt-Berlin-München) lesen wir über
den Börsenkrach der USA von 1929:
„Der allgemeine Glaube an eine Wunderwirkung
des Kapitalismus gab den Anstoß
zu der Börsenspekulation größten Ausmaßes
... Im Oktober und November 1929
brach diese Spekulation zusammen. Einzelne
Aktien verloren bis zu 90 % ihres
Wertes. Da sie alle auf Kredit gekauft waren,
mußten weitere Werte verkauft werden.
Die Spirale schien ohne Ende.“
Also die Torheit der Masse mit schlimmen Folgen
nach dem Motto: „Es hat sich eben mal so
ergeben“?
So erklärt ein Schulbuch die größte Wirtschaftskatastrophe
eines Kontinents mit
seinen weltweiten Auswirkungen!
So geht man über ein Geschehen hinweg, das
alle Völker der Erde hätte alarmieren und auch
aufklären müssen! Aber unser Schulbuch tut
diesen wahrhaft welterschütternden Vorgang
mit der pflaumenweichen Phrase ab: „Der allgemeine
Glaube an eine Wunderwirkung“ habe eine
Spekulation zusammenbrechen lassen.
So wird Ende des 20. Jahrhunderts die heranwachsende
Jugend eingelullt, obwohl schon
1893 nach einem „Hearing“ des US-Repräsentantenhauses
klar sein mußte, welche finanzpolitischen
Strauchritter derartige Krisen auslösen
konnten, und wie man es bewerkstellen
konnte: Senator OWEN gab an, daß seine Bank
ein Rundschreiben der Nationalen Bankenvereinigung
mit der Anweisung bekam: „Sie werden
sofort ein Drittel Ihres Geldumlaufes aus
dem Verkehr ziehen und die Hälfte Ihrer Darlehen
kündigen“ 1 Dieses Rundschreiben ist als
„Panikrundschreiben von 1893“ in die US-Geschichte
eingegangen. Solche von langer Hand
vorbereitete Eingriffe in eine Nationalwirtschaft
müssen verheerende Folgen für die gesamte
Bevölkerung hervorrufen, verbunden mit
schwindelhaft hohen Gewinnen derer, die das
Elend hervorgerufen haben und es auch heute
noch dirigieren.
Währungs- und finanzpolitische Erdrutsche
kommen nicht von irgendeinem
„Glauben an Wunderwirkungen“, wie die
Schulbuchträumereien glauben machen
wollen, sondern von handfesten Maßnahmen
internationaler Bankiers, die kühl
ausgeklügelt und erbarmungslos vollstreckt
werden.
Der Vater des berühmten Ozeanbezwingers,
Charles A, Lindbergh aus Minnesota, erklärte
schon 1920: „Finanzielle Panik wird wissenschaftlich
erzeugt.“ 2
In einem Buche, das sich mit diesem Börsenkrach
von 1929 befaßt, (William Bryans, THE
UNITED STATES UNRESOLVED MONETARY
AND POLITICAL PROBLEMS) lesen wir: „Als alles
fertig war, begannen die New Yorker Bankiers,
von den Maklern die 24-Stunden-Abrufdarlehen
zurückzufordern. Das bedeutete, daß
die Börsenmakler und deren Kunden ihre Aktien
in die Börse werfen mußten, um so ihre Darlehen
einlösen zu können. Das führte natürlich
zu einem Börsensturz und brachte den Zusammenbruch
der Banken im ganzen Land. Die
Bankiers, die nicht zur Oligarchie gehörten, waren
zu dieser Zeit sehr stark in die Abrufforderungen
der Makler verwickelt. Damit waren die
Zahlungsmittel der Banken sehr schnell erschöpft,
so daß sie schließen mußten. Das Federal
Reserve System kam ihnen bewußt nicht
zu Hilfe, obwohl es, angewiesen durch das Gesetz,
verpflichtet war, eine elastische Währung
aufrechtzuerhalten.“
„Eigentlich ist es gut, daß die
Menschen der Nation unser
Banken- und Währungssystem
nicht verstehen. Würden
sie es nämlich, so hätten
wir eine Revolution noch vor
morgen früh.“
Henry Ford, 1920
Es ist schwer vorstellbar, daß Leute, die von
diesen Dingen entweder keine Ahnung haben
oder mit verschwommenen Phrasen vernebeln,
Schulbücher schreiben, die unsere Jugend auf
Grund soliden Wissens urteilsfähig, machen
sollten. Um es noch einmal ganz deutlich herauszustellen,
sei der Vorsitzende der US-Währungskommission,
Louis Mc Fadden angeführt:
Sie (die Krise von 1929 d.V.) war nicht zufällig,
sie war ein sorgfältig ausgeklügeltes
Ereignis ... Die internationalen Bankiers
trachteten danach, einen Zustand der Verzweiflung
herbeizuführen, damit sie sich
als Gebieter über uns alle emporheben
könnten.“ 5
Das Verbrechen der Börsenhyänen von 1929
fällt in die Regierungszeit des US-Präsidenten
Herbert Hoover (1928 -1932), der die schicksalhafte
Schwere der Vorgänge deutlicher bezeichnete,
als es irgend ein Außenstehender
hätte tun können. Danach war kein „Glaube an
eine Wunderwirkung“ verantwortlich, sondern
ein kleiner Klüngel großer Gauner.
Hoover: „Durch die Kreditinflation waren alle
Wege für die betrügerische Manipulierung und
den betrügerischen Handel mit Aktien geebnet
... Es gibt Verbrechen, die weit schlimmer sind
als Mord, und für sie sollte man die Schuldigen
zur Rechenschaft ziehen und bestrafen.“ 6
Es ist kaum zu fassen: Wir wickeln die Weltkatastrophe
von 1929 in nichtssagende Redensarten
ein, indes der 7. Präsident der USA, Andrew
Jackson (1829 -1837) dieselbe Sorte Leute damals
schon mit den erbitterten Worten angriff:
„Ihr seid eine Schlangenhöhle. Ich will
Euch ausrotten und beim ewigen Gott, ich
werde Euch ausrotten.“ 7
Aber seit Generationen wachen Milliardäre wie
Morgan, Vanderbilt, Carnegie, Harriman, Baruch,
Rockefeller darüber, daß die Menschheit
abgelenkt und vom Gegenteil der Wahrheit
„motiviert“ wird, bis dem Vizepräsidenten der
USA, Garner, 1933 das unvorsichtige Wort entschlüpfen
konnte: „Sie sehen, meine Herren,
wem die Vereinigten Staaten gehören.“
8 Denn, so sagte der US-Präsident Theodore
Roosevelt (1901 - 1909): „In unserem Lande
war es zu einer wahren Schwelgerei im individualistischen
Materialismus gekommen, in
welcher sich die vollkommene Freiheit des
Starken zur Unterdrückung der Schwachen
umgestaltet hat... in keinem anderen Land der
Welt besaßen die Männer, die diese Vermögen
erworben hatten, solche Macht.“ 9 Die „da
oben“ wußten, was man vor denen „da unten“
mit qualligem Geschwätz zudeckte.
Die LONDON FINANCIAL TIMES schrieb am 26.
September 1912: „Ein halbes Dutzend Männer
an der Spitze der fünf großen Banken könnte
das gesamte Gebäude der Regierungsfinanzen
umstoßen, indem sie von der Erneuerung der
kurzfristigen Schatzwechsel absehen.“ Also
auch hier wird das nämliche Spiel angesprochen,
mit dem man 1929 die ganze Wirtschaft
der USA zum Zusammenbruch brachte!
Die Zusammenhänge waren also von den zuständigen
Männern und Organen frühzeitig genug
klargestellt worden! Dennoch konnte eine
Handvoll privater Finanzpiraten sich in den Besitz
der zentralen, währungsdiktierenden USZentralbank
bringen, der FEDERAL RESERVE
BANK (Dezember 1913). Sie wurde gegründet,
um angeblich Börsenkatastrophen zu verhindern
und deckte wirksam einen Riesenschwindel,
in welchem das US-Volk rund 120 Milliarden
Goldmark verlor.
Charles Lindbergh hatte im US-Senat gewarnt:
„Dieses Gesetz (für das Federal -Reserve-
System) etabliert den gigantischen Trust
auf Erden ... Wenn der Präsident dieses
Schriftstück unterzeichnet, wird die unsichtbare
Regierung der Geldmacht -
nachweisbar existierend durch die Geld-
Trust-Untersuchung - legalisiert sein.“ 10
Unter dieser „unsichtbaren Regierung“ fand
dann der „Schwarze Freitag“ von 1929 statt!
Im selben Sinne äußerte sich ja auch der USPräsident
Theodore Roosevelt (1901 -1909) in
seinem Wahlaufruf von 1912: „Hinter der
sichtbaren Regierung sitzt auf dem Throne
eine unsichtbare Regierung, die dem
Volke keine Treue schuldet und keine Verantwortlichkeit
anerkennt. Diese unsichtbare
Regierung zu vernichten, den gottlosen
Bund zwischen korruptem Geschäft
und korrupter Politik zu lösen, ist heute
die erste Aufgabe des Staatsmannes.“ 11
Um es noch aus privater Quelle zu erhärten, sei
der Präsident der Midland-Bank, Mc Kenna von
England, angeführt: „Diejenigen, die das
Geld und den Kredit hervorbringen, dirigieren
die Maßnahmen der Regierung und
halten das Schicksal der Bevölkerung in
ihren Händen.“ 12
Die Spinne im Netz der amerikanischen FEDERAL
RESERVE BANK, Paul Warburg, ließ vollends
alle Hüllen fallen, und bezeichnet es als
natürlich notwendig, daß diejenigen, welche
das Geld beherrschen, es den Politikern, die ihren
Aufstieg dem Zufall und der Korruption verdanken,
„nicht überlassen dürfen, zu regieren.“
13
Solche Zitate fehlen in den Schulbüchern und
im Unterricht. So meinen die Menschen zu
schieben - und werden geschoben. Aber es
lebt sich so frei und froh, wenn man nichts weiß,
wohl aber sich einbildet, etwas zu wissen - so
wie es der Chef der größten amerikanischen
Gewerkschaftsorganisation, AFL-CIO, George
Meany, schrieb: „Aber wie fehlerhaft auch immer
dieses System sein mag, es gibt uns so viel
Freiheit, daß wir nicht merken, wie unterdrückt
wir sind.“ 14
Möge die Jugend aus dem Gesagten erkennen,
wie man sie dumm halten will in
allen Dingen, die das Wesen der Dinge
ausmachen!